Was ich gern früher über gutes Hundetraining gewusst hätte

Veröffentlicht am 8. Juni 2025 um 11:07

Als ich meine Hündin Mila bekam, war ich 18 Jahre alt. Ich dachte, ich wäre gut vorbereitet – ich hatte viel gelesen und unzählige Fernsehsendungen über Hundetraining gesehen. Doch schnell stellte ich fest: Die Realität mit einem echten Hund, insbesondere mit einer energiegeladenen Kleinspitzhündin, sieht ganz anders aus.

Ich wollte natürlich alles richtig machen und eine gute Hundemama sein. Also besuchte ich einen Welpenkurs. Was sollte da schon schiefgehen? Leider: eine ganze Menge.

Meine Erfahrung: Wenn der Einstieg schiefläuft

Der Welpenkurs war für Mila eine negative Erfahrung. Statt Vertrauen und Orientierung zu finden, entwickelte sie Ängste – insbesondere im Kontakt mit anderen Hunden. Ich hatte damals nicht genug Wissen, um zu erkennen, dass das Training schlecht lief. Ich vertraute den Trainer:innen, ging sogar noch in einen Begleithundekurs – doch relativ schnell war da dann für uns Schluss. Mila war völlig überfordert, gestresst und ängstlich. Und ich auch.

Ich erinnere mich an eine Situation, in der ein junges Mädchen neben mir weinte, nachdem der Trainer sie vor allen zurechtgewiesen hatte. Ich selbst war ebenfalls den Tränen nahe, als man mir sagte, ich hätte meinen Hund nicht im Griff, weil Mila nicht spielen wollte – obwohl sie dafür einfach viel zu gestresst war. Ein guter Trainer hätte das erkannt und hätte die Situation anders aufgebaut.

Was ich heute weiß: So erkennt man gutes Hundetraining

Ich möchte mit diesem Beitrag nicht nur für mein eigenes Training werben – es gibt viele engagierte, tolle Hundetrainer:innen da draußen. Mir geht es darum, dir zu helfen, zu erkennen, ob ein Training wirklich gut für dich und deinen Hund ist.

1. Worauf du bei einem Welpenkurs achten solltest

Gerade Welpenkurse legen den Grundstein für das spätere Verhalten und sollten mit besonderer Sorgfalt gewählt werden.

Guter Welpenkurs bedeutet:

  • Kleine Gruppen: Maximal 5–7 Welpen, um Stress zu vermeiden und individuelles Eingehen zu ermöglichen.
  • Gezielte Sozialisation: Es geht nicht darum, die Welpen "abzuhärten" oder eine Stunde unkontrolliert spielen zu lassen. Es geht darum, positive Erfahrungen mit Umweltreizen, Artgenossen und Menschen zu sammeln.
  • Entspannung & Vertrauen stehen im Fokus: Welpen lernen, dass ihr Mensch ihnen Sicherheit bietet. Ruheübungen sind genauso wichtig wie Spielphasen.
  • Qualifiziertes Personal: Trainer:innen sollten Kenntnisse in Welpenentwicklung, Lernverhalten und Körpersprache haben.

2. Merkmale von gutem Hundetraining (für alle Altersklassen)

Ein gutes Hundetraining erkennt man an folgenden Punkten:

Positiver und bedürfnisorientierter Ansatz
Das Training basiert auf positiver Verstärkung. Gewalt, Einschüchterung oder übermäßiger Druck haben hier keinen Platz. Ein respektvoller Umgang mit Mensch und Hund ist die Grundlage.

Fundierte Ausbildung der Trainer:innen
Leider ist „Hundetrainer:in“ kein geschützter Berufstitel. Achte darauf, ob dein:e Trainer:in eine fundierte Ausbildung oder Weiterbildung absolviert hat. Eine reine Sachkundeprüfung beim Veterinäramt reicht meist nicht aus.

Individuelles Training
Gute Trainer:innen nehmen sich Zeit für die Vorgeschichte deines Hundes, passen die Übungen individuell an und erkennen, wenn etwas nicht funktioniert. Kein Hund ist wie der andere!

Geduld & Erklärungen
Ein gutes Training erkennt man auch daran, dass alles nachvollziehbar erklärt wird – inklusive der Körpersprache des Hundes. Niemand wird unter Druck gesetzt.

Wohlfühlfaktor
Mensch und Hund fühlen sich wohl und ernst genommen. Kleine Fortschritte sind normal – Training ist ein Prozess, keine Zaubershow.

Offene Kommunikation & Nachfragen sind willkommen
Du darfst (und sollst!) alles hinterfragen, was im Training passiert. Ein:e gute:r Trainer:in freut sich über Interesse und Austausch.

3. Warnsignale für schlechtes Training

Achte auf folgende Red Flags:

❌ Einsatz von aversiven Methoden: z. B. Würgehalsbänder, Leinenrucke, Sprühhalsbänder, Stachelhalsbänder, Schreckreize
❌ Aussagen wie:

  • „Der Hund muss wissen, wer der Chef ist.“
  • „Der Hund will dich dominieren.“
  • „Wenn du dich nicht durchsetzt, tanzt er dir auf der Nase herum.“

❌ Keine Rücksicht auf die Vorgeschichte oder den emotionalen Zustand deines Hundes
❌ Dein Hund wirkt dauerhaft gestresst, ängstlich oder überfordert – und niemand reagiert darauf
❌ Du fühlst dich selbst unwohl, nicht ernst genommen oder gar beschämt
❌ Keine sichtbaren Fortschritte oder sogar Verschlechterung des Verhaltens

Vertraue deinem Bauchgefühl

Wenn sich etwas im Training falsch anfühlt, sprich es an. Ein guter Trainer wird deine Sorgen ernst nehmen und entsprechend reagieren. Tut er oder sie das nicht, ist es vielleicht an der Zeit, weiterzuziehen – deinem Hund zuliebe.

🐾 Gutes Training bedeutet:

Wertschätzung, Geduld, Wissen, Empathie und Fortschritte – in eurem Tempo.
Denn Lernen darf Spaß machen. Für Mensch und Hund.

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